
Der Markt geht für die Golfstaaten von einem steigenden politischen Risiko aus – das spürt man sowohl bei islamischen Finanzprodukten als auch angesichts eines 100-$-Ölpreises.
Neben dem erhöhten politischen Risiko in der Nahost-Region, das zuletzt nicht nur auf den Ölpreis durchgeschlagen hat (siehe Substory unten), hat die Revolution in Ägypten auch im Anleihenmarkt ihre Spuren hinterlassen.
Neben dem erhöhten politischen Risiko in der Nahost-Region, das zuletzt nicht nur auf den Ölpreis durchgeschlagen hat (siehe Substory unten), hat die Revolution in Ägypten auch im Anleihenmarkt ihre Spuren hinterlassen.
Für das Land selbst haben sich die Renditen erhöht – die Ratingagenturen fanden sich einmal mehr „behind the curve“ wieder – reagierten also auf bereits eingepreiste Risken, statt vor ihnen zu warnen. Also folgten Ratingherabstufungen durch Moody's von Ba2 auf Ba1 sowie durch Standard & Poor's (S&P) von BB+ auf BB. Die Begründung von S&P: „Das Downgrading geht auf unsere Erwartung zurück, dass die Unruhen der vergangenen Wochen anhalten werden.“
Gemäß des Szenarios eines revolutionären Flächenbrandes, der nach den afrikanischen Staaten auch auf den der arabischen Halbinsel überschwappen könnte, gerieten aber in der gesamten Region Anleihen unter Druck. Besonders interessant erscheint das Teilsegment von Sukuk-Papieren – also Anleihen, die den strengen Auflagen islamischen Rechts unterworfen ist (siehe Lexikon). Der einschlägige - wenn auch mit einer sperrigen Bezeichnung ausgestattete – HSBC/Nasdaq Dubai GCC (Gulf Cooperation Council) US Dollar Sukuk Index, der Anleihen der sechs Mitglieder des Gulf Cooperation Councils (VAE, Bahrain, Saudi Arabien, Oman, Katar, Kuwait) abbildet, wies zuletzt bei der Darstellung der Renditen einen Aufschlag von 28 Basispunkten auf 5,6 Prozent aus.
Geografische Nähe
Dazu Ahmad Alanani, ein in Dubai ansässiger Fixed Income-Manager für die Investmentbank Exotix gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg: „Das Risiko eines Überschwappens der politischen Unruhen in Ägypten hat einen direkten Einfluss auf die GCC Sukuk-Spreads, weil diese Region in praktisch unmittelbarer Nachbarschaft zu Ägypten liegt.“
Doch nicht nur politische, auch makroökonomische Risken belasten den Markt für Sharia-Anleihen. Laut einer einschlägigen Studie von Goldman Sachs ist der S&P GS Agricultural Commodities Index, der die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln nachbildet, seit Juli 2010 um rund 70 Prozent gestiegen. Damit steigt vor allem der Preisdruck in den ärmeren Ländern der Region – deren Verbraucherinflation wird zu einem großen Teil von Lebensmitteln ausgemacht (Chart unten). In Ägypten sind es 44 Prozent – insofern ist es kein Wunder, dass die ökonomische Zufriedenheit gerade in diesem Land besonders hoch ist.
Insgesamt nimmt damit die Anziehungskraft von Sukuk-Märkten ab. Der globale Umsatz des Segments ist 2010 um 15 Prozent auf 17,1 Milliarden US-$ gesunken. Zweifel an der nachhaltigen Attraktivität dieser Papiere waren bereits im Jahr 2007 aufgekommen, nachdem die Sharia-Rahmenbedingungen durch die konservative Auslegung eines islamischen Rechtsgelehrten weiter verschärft worden waren. Wobei nicht gesagt werden kann dass islamische Schuldverschreibungen unprofitabel waren – im Gegenteil. Mit einem Jahresertrag von 12,8 Prozent übertrafen sie laut Bloomberg-Daten die im EMBI Global Diversified Index abgebildeten Emerging-Market-Erträge von 12,2 Prozent.
Dass das laufende Jahr trotz aller Turbulenzen zumindest vom Volumen her ein stärkeres werden könnte, hat jedenfalls der Jänner gezeigt. Papiere im Wert von 1,1 Milliarden US-$ wurden gezeichnet – im gesamten Vorjahr waren es gerade einmal 4,5 Milliarden US-$.
source: wirtschaftsblatt.at
Gemäß des Szenarios eines revolutionären Flächenbrandes, der nach den afrikanischen Staaten auch auf den der arabischen Halbinsel überschwappen könnte, gerieten aber in der gesamten Region Anleihen unter Druck. Besonders interessant erscheint das Teilsegment von Sukuk-Papieren – also Anleihen, die den strengen Auflagen islamischen Rechts unterworfen ist (siehe Lexikon). Der einschlägige - wenn auch mit einer sperrigen Bezeichnung ausgestattete – HSBC/Nasdaq Dubai GCC (Gulf Cooperation Council) US Dollar Sukuk Index, der Anleihen der sechs Mitglieder des Gulf Cooperation Councils (VAE, Bahrain, Saudi Arabien, Oman, Katar, Kuwait) abbildet, wies zuletzt bei der Darstellung der Renditen einen Aufschlag von 28 Basispunkten auf 5,6 Prozent aus.
Geografische Nähe
Dazu Ahmad Alanani, ein in Dubai ansässiger Fixed Income-Manager für die Investmentbank Exotix gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg: „Das Risiko eines Überschwappens der politischen Unruhen in Ägypten hat einen direkten Einfluss auf die GCC Sukuk-Spreads, weil diese Region in praktisch unmittelbarer Nachbarschaft zu Ägypten liegt.“
Doch nicht nur politische, auch makroökonomische Risken belasten den Markt für Sharia-Anleihen. Laut einer einschlägigen Studie von Goldman Sachs ist der S&P GS Agricultural Commodities Index, der die Preisentwicklung von Nahrungsmitteln nachbildet, seit Juli 2010 um rund 70 Prozent gestiegen. Damit steigt vor allem der Preisdruck in den ärmeren Ländern der Region – deren Verbraucherinflation wird zu einem großen Teil von Lebensmitteln ausgemacht (Chart unten). In Ägypten sind es 44 Prozent – insofern ist es kein Wunder, dass die ökonomische Zufriedenheit gerade in diesem Land besonders hoch ist.
Insgesamt nimmt damit die Anziehungskraft von Sukuk-Märkten ab. Der globale Umsatz des Segments ist 2010 um 15 Prozent auf 17,1 Milliarden US-$ gesunken. Zweifel an der nachhaltigen Attraktivität dieser Papiere waren bereits im Jahr 2007 aufgekommen, nachdem die Sharia-Rahmenbedingungen durch die konservative Auslegung eines islamischen Rechtsgelehrten weiter verschärft worden waren. Wobei nicht gesagt werden kann dass islamische Schuldverschreibungen unprofitabel waren – im Gegenteil. Mit einem Jahresertrag von 12,8 Prozent übertrafen sie laut Bloomberg-Daten die im EMBI Global Diversified Index abgebildeten Emerging-Market-Erträge von 12,2 Prozent.
Dass das laufende Jahr trotz aller Turbulenzen zumindest vom Volumen her ein stärkeres werden könnte, hat jedenfalls der Jänner gezeigt. Papiere im Wert von 1,1 Milliarden US-$ wurden gezeichnet – im gesamten Vorjahr waren es gerade einmal 4,5 Milliarden US-$.
source: wirtschaftsblatt.at