
Islamische Geldinstitute dürfen nicht zocken. Vielleicht sind sie deshalb besser durch die Krise gekommen.
Bankenabgabe, Börsensteuer – nach der Finanzkrise wollen Europas Staaten Geldinstitute und Anleger an den Kosten des Risikos beteiligen. Die Regulierung der Finanzmärkte ist der Versuch, allzu spekulative Geschäfte unattraktiver zu machen. Ob das gelingt, ist ungewiss.
Bankenabgabe, Börsensteuer – nach der Finanzkrise wollen Europas Staaten Geldinstitute und Anleger an den Kosten des Risikos beteiligen. Die Regulierung der Finanzmärkte ist der Versuch, allzu spekulative Geschäfte unattraktiver zu machen. Ob das gelingt, ist ungewiss.
Dabei gibt es längst Kreditinstitute, die sich selbst strenge moralische Regeln gegeben haben. „Scharia-Banken“ nennen sie sich, basieren auf den Regeln des Islam und haben der weltweiten Finanzkrise erfolgreich getrotzt. „Die islamischen Banken haben sich ziemlich schnell von der Krise erholt“, sagt Mounsif Chtaiti vom Institute for Islamic Banking und Finance in Frankfurt.
Und tatsächlich: Islamische Finanzprodukte haben sich während der Krise auf einem kontinuierlich höheren Niveau entwickelt als herkömmliche Aktienpakete, wie ein Vergleich zwischen dem „Dow Jones Islamic Market Global Index“ und dem „Dow Jones Global Stock Index zeigt“.
Jedes Geschäft mit einem realen Gegenwert verbunden Während Nichtmuslime mit der Scharia eher grausame Strafen und frauenfeindliche Gesetze verbinden, dürften ihre Regeln für Finanzgeschäfte beim einfachen Sparer auf breite Zustimmung stoßen. „Kreditblasen und Derivate wären nach islamischen Regeln nicht erlaubt gewesen“, sagt Chtaiti. Spekulationen, Zinsen und Glücksspiel sind den Scharia-Banken verboten. Jedes Geschäft muss mit einem realen Wert verbunden sein.
Und es geht noch weiter: die Geldgeschäfte müssen moralischen Regeln gehorchen. Aktien dürfen nur von Unternehmen erworben werden, die ihr Geld nicht mit Alkohol, Waffen, Pornografie oder Schweinefleisch verdienen. Kinderarbeit ist ebenfalls tabu. „Und die Löhne müssen rechtzeitig gezahlt werden“, sagt Chtaiti.
Ein „Scharia-Board“, eine Ethikkommission aus in der islamischen Welt anerkannten Gelehrten, entscheidet, welche Firmen islamkonform sind und welche nicht.
Auch islamische Banker wollen Geld verdienen Doch Religion und Moral hin oder her, die islamischen Banker wollen wie ihre westlichen Kollegen Geld verdienen. Und das geht so: Wenn sich ein gläubiger Muslim zum Beispiel ein neues Auto kaufen möchte, das Geld auf dem Sparkonto hierfür aber nicht ausreicht, wendet er sich an seine Scharia-Bank. Da Kredite nicht islamkonform sind, erwirbt das Geldinstitut das Fahrzeug und verkauft es zu einem höheren Betrag an den Bankkunden weiter. Dieser stottert den Kaufpreis dann auf Raten bei der Bank ab.
Bei einer Baufinanzierung erwerben Bank und Kunde die Immobilie gemeinsam. Anschließend zahlt der Kunde Miete für den von der Bank erworbenen Anteil und kauft ihn ihr zudem Stück für Stück ab. „Die Bank trägt das Risiko mit. Das legitimiert den Gewinn“, sagt Chtaiti.
Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland bisher trotz 4,6 Millionen Muslimen keine Scharia-Bank. Chtaiti sieht den Grund im deutschen Rechtssystem. Es mache islamkonforme Kreditgeschäfte unrentabel. Bei einer Baufinanzierung in der oben beschriebenen Art fällt zum Beispiel zweimal Grunderwerbssteuer an, zum ersten Mal, wenn Bank und Kunde die Immobilie gemeinsam erwerben und zum zweiten Mal, wenn der Kunde der Bank ihren Anteil abkauft.
Bafin ohne Bedenken Dem deutschen Finanzmarkt entgeht ein riesiges Geschäft. Weltweit sind rund 700 Milliarden US-Dollar in scharia-konformen Finanzprodukten angelegt, heißt es bei der Bankenaufsicht Bafin. Muhammad Al-Jasser, Gouverneur der saudi-arabischen Zentralbank SAMA (Saudi-Arabien Monetary Agency) spricht von einer jährlichen Wachstumsrate von rund 15 Prozent. Deutschland hinke dem Wachstumsmarkt weit hinterher, sagte Bafin-Präsident Jochen Sanio.
Die Finanzaufsicht will im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten dazu beitragen, scharia-konformen Produkten den Boden zu bereiten. Es gebe keine grundsätzlichen aufsichtsrechtlichen Hindernisse, die der Gründung und Lizenzierung einer islamischen Bank im Wege stünden.
derwesten.de
Und tatsächlich: Islamische Finanzprodukte haben sich während der Krise auf einem kontinuierlich höheren Niveau entwickelt als herkömmliche Aktienpakete, wie ein Vergleich zwischen dem „Dow Jones Islamic Market Global Index“ und dem „Dow Jones Global Stock Index zeigt“.
Jedes Geschäft mit einem realen Gegenwert verbunden Während Nichtmuslime mit der Scharia eher grausame Strafen und frauenfeindliche Gesetze verbinden, dürften ihre Regeln für Finanzgeschäfte beim einfachen Sparer auf breite Zustimmung stoßen. „Kreditblasen und Derivate wären nach islamischen Regeln nicht erlaubt gewesen“, sagt Chtaiti. Spekulationen, Zinsen und Glücksspiel sind den Scharia-Banken verboten. Jedes Geschäft muss mit einem realen Wert verbunden sein.
Und es geht noch weiter: die Geldgeschäfte müssen moralischen Regeln gehorchen. Aktien dürfen nur von Unternehmen erworben werden, die ihr Geld nicht mit Alkohol, Waffen, Pornografie oder Schweinefleisch verdienen. Kinderarbeit ist ebenfalls tabu. „Und die Löhne müssen rechtzeitig gezahlt werden“, sagt Chtaiti.
Ein „Scharia-Board“, eine Ethikkommission aus in der islamischen Welt anerkannten Gelehrten, entscheidet, welche Firmen islamkonform sind und welche nicht.
Auch islamische Banker wollen Geld verdienen Doch Religion und Moral hin oder her, die islamischen Banker wollen wie ihre westlichen Kollegen Geld verdienen. Und das geht so: Wenn sich ein gläubiger Muslim zum Beispiel ein neues Auto kaufen möchte, das Geld auf dem Sparkonto hierfür aber nicht ausreicht, wendet er sich an seine Scharia-Bank. Da Kredite nicht islamkonform sind, erwirbt das Geldinstitut das Fahrzeug und verkauft es zu einem höheren Betrag an den Bankkunden weiter. Dieser stottert den Kaufpreis dann auf Raten bei der Bank ab.
Bei einer Baufinanzierung erwerben Bank und Kunde die Immobilie gemeinsam. Anschließend zahlt der Kunde Miete für den von der Bank erworbenen Anteil und kauft ihn ihr zudem Stück für Stück ab. „Die Bank trägt das Risiko mit. Das legitimiert den Gewinn“, sagt Chtaiti.
Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern gibt es in Deutschland bisher trotz 4,6 Millionen Muslimen keine Scharia-Bank. Chtaiti sieht den Grund im deutschen Rechtssystem. Es mache islamkonforme Kreditgeschäfte unrentabel. Bei einer Baufinanzierung in der oben beschriebenen Art fällt zum Beispiel zweimal Grunderwerbssteuer an, zum ersten Mal, wenn Bank und Kunde die Immobilie gemeinsam erwerben und zum zweiten Mal, wenn der Kunde der Bank ihren Anteil abkauft.
Bafin ohne Bedenken Dem deutschen Finanzmarkt entgeht ein riesiges Geschäft. Weltweit sind rund 700 Milliarden US-Dollar in scharia-konformen Finanzprodukten angelegt, heißt es bei der Bankenaufsicht Bafin. Muhammad Al-Jasser, Gouverneur der saudi-arabischen Zentralbank SAMA (Saudi-Arabien Monetary Agency) spricht von einer jährlichen Wachstumsrate von rund 15 Prozent. Deutschland hinke dem Wachstumsmarkt weit hinterher, sagte Bafin-Präsident Jochen Sanio.
Die Finanzaufsicht will im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten dazu beitragen, scharia-konformen Produkten den Boden zu bereiten. Es gebe keine grundsätzlichen aufsichtsrechtlichen Hindernisse, die der Gründung und Lizenzierung einer islamischen Bank im Wege stünden.
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