
Es erinnert ein bisschen an die alten Asterix Hefte... ganz Gallien ist besetzt, aber ein kleines Dorf leistet noch Widerstand. So oder so ähnlich fühlt sich wohl in diesen Tagen die politische Lage für das kleine malaysische Bundesland Kelantan an. Seit einigen Wochen sorgt die mutige Währungspolitik der dortigen Regierung für einiges Aufsehen.
Der mutmaßliche Siegeszug des Kapitalismus in Asien könnte in Malaysia tatsächlich empfindlich gestört werden. Die Ankündigung, Dinar und Dirham als neue Barter-Währung (Tauschwährung) des Landes einzuführen, hat sogar für weltweites Aufsehen gesorgt.
Der mutmaßliche Siegeszug des Kapitalismus in Asien könnte in Malaysia tatsächlich empfindlich gestört werden. Die Ankündigung, Dinar und Dirham als neue Barter-Währung (Tauschwährung) des Landes einzuführen, hat sogar für weltweites Aufsehen gesorgt.
Während Europa noch einigermaßen gelähmt nach einem Ausweg aus dem irrationalen Finanzdilemma dieser Tage sucht, de facto aber nur immer mehr Geld druckt, handelt das mutige Bundesland bereits.
Die Sensationen sind schnell erzählt: Inmitten der historischen Finanzkrise und der größten Papiergeldschwemme der Menschheitsgeschichte, besinnt sich das kleine Kelantan mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern auf eine alte, anti-inflationäre Tradition. Die Regierung hat eine Reihe unterschiedlicher Gewichte von Silber und Gold in Münzen prägen lassen. „Land des des Dinar und Dirham“ heißt es nun auf großen Tafeln zur Begrüßung der Gäste am Flughafen. Die Prägung hat nicht nur eine klare islamische Grundlage, die Münzen entfalten auch mehr als nur eine symbolische Wirkung und könnten ganz nebenbei in Asien ein finanzpolitisches Erdbeben auslösen.
Die Verantwortlichen selbst sehen im Dinar nicht nur eine Rückbindung an die islamischen Grundüberzeugungen der Ökonomie, sondern auch ein taugliches Mittel für die Gestaltung der ökonomischen Zukunft des Landes. Ihr Vorhaben ist populär, hat es doch das erkennbare Ziel, die eigene Bevölkerung in Zeiten der Finanzkrise besser zu schützen. Die Fakten für einen Einstieg in die Goldwirtschaft sprechen für sich, jeder der einen Dinar besitzt, kann es ja an der stetig positiven Wertentwicklung der letzten Jahre ablesen. Es ist insbesondere die absehbare Geldentwertung aller Papiergeldwährungen, die nun die Politik zu noch schnellerem Handeln drängt.
Schaut man genauer hin, wird man feststellen, dass die Finanzstrategie der Regierung weiß Gott nicht nur rückwärtsgewandte Romantik ist oder gar eine Art banale Flucht aus der Moderne. Die Strategie setzt vielmehr auf die zeitlose Wirksamkeit des originär islamischen Finanzmodells: freier Markt und freies Geld. Die Befreiung der Marktkräfte soll sich gegen Monopole und Zwangsgeld gleichermaßen richten. Die Umsetzung ist dabei so revolutionär wie einfach. Ab sofort können Staatsbedienstete, wenn sie denn wollen, ein Viertel ihres Lohnes in Gold und Silber, also in Dinar und Dirham, empfangen und auch ihre monatlichen Wasser und Stromrechnungen damit bezahlen.
Aber auch die Zakatplicht - Zakat kann bekanntlich nicht in Papiergeld bezahlt werden - birgt ein enormes Potenzial für die wiederbelebte DD-Ökonomie. Der erste Geschäftsmann hat bereits auf der offiziellen Vorstellung des „Kelantan-Dinars“ damit seine Zakat bezahlt. Man muss das diesbezügliche Potenzial nur grob überschlagen, um zu ahnen, was es heißt, wenn Millionen Muslime in Asien ihre Zakat künftig wieder mit Gold und Silber bezahlen werden.
Der wohl wichtigste Schauplatz für den Dinar ist aber, so der Finanzberater der Regierung, Umar Vadillo, schlicht der Marktplatz der Stadt. Ab sofort werden dort die Umrechnungskurse auf digitalen Tafeln öffentlich angezeigt. Die Begeisterung auf dem Markt der Hauptstadt ist riesig - beinahe 1.000 Shops haben bereits die Annahme des Dinars angekündigt. Es geht also in Kelantan nicht etwa nur um das Horten von Gold, sondern um die aktive Zirkulation. Die aktuelle Dinar-Ökonomie wirkt dabei mit technischen Hilfsmitteln wie Debit-Karten, SMS-Funktionen oder e-payment-Systemen nicht etwa rückwärtsgewandt, sondern absolut zeitgemäß.
In Malaysia hat so längst ein weiteres, spannendes Kapitel der „Währungsdebatte“ begonnen. Seit der ehemalige Premier des Landes, Dr. Mahathir, nach den aggressiven Währungsspekulationen der 90er Jahre, den „Gold Dinar“ forderte, ist in Kuala Lumpur das Thema „Gold“ fester Bestandteil der innenpolitischen Debatten. Mahathirs Plan war zunächst die Einführung des Gold-Dinars für den Außenhandel des Landes gewesen. Bereits diese geplante Maßnahme der Politik hatte aber die malaysische Nationalbank alarmiert; es folgte, bis heute, ein jahrelanger Machtkampf um die Einführung. Die Nationalbank fürchtete schon damals, dass schon die „theoretische” Einführung des Dinars auf Dauer die Nationalwährung aushebeln könnte.
Politik, Banken und Parteien mögen ihre Absichten haben, aber am Ende werden es wohl die Konsumenten selbst sein, die mit ihrer Marktmacht den Streit entscheiden werden. Viele Malayen sehen in der freien Wahl des Geldes ein entscheidendes Freiheitsrecht, genauso wichtig wie beispielsweise die Meinungsfreiheit. In zahlreichen Internetforen und Zeitungen wird bereits munter diskutiert und die verschiedenen Glaubensüberzeugungen zum Thema Dinar präsentiert. Der Tenor der Pro-Dinar Fraktion, natürlich in Anspielung auf die wachsende Inflation, ist dabei so basisdemokratisch wie entwaffnend einfach gehalten: „Behaltet ihr doch das Papiergeld, wir behalten unser Gold!”. Die Abstimmung über das Projekt Gold-Dinar wird nun de facto auf den Marktplätzen des Landes stattfinden.
Offiziell dreht sich die Kelantan-Debatte auch um die Frage, ob das Bundesland - so argumentiert zumindest die Nationalbank - seine rechtlichen Kompetenzen überschritten hat. Die Debatte ist allerdings juristisch durchaus anspruchsvoll. Kelantan hatte nie behauptet, dass der Dinar, ein „Legal Tender“, also etwa eine offizielle Währung Malaysias sei. Es handelt sich auch um kein staatliches Zwangsgeld, ist die Nutzung des Dinars doch grundsätzlich freiwillig. Im Gegensatz zum südafrikanischen Krügerrand muss man für den Kelantan Dinar in weiten Teilen der Welt auch Mehrwertsteuer bezahlen. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein islamisches Land endlich den Dinar als Legal Tender akzeptiert.
Der schon im Qur’an erwähnte „Dinar“ ist aber schon wegen seiner eigenen Geschichte, die bis zu Beginn des Islam zurückreicht, keine bloße „Alternativwährung“ oder überhaupt eine „Währung“ im modernen Sinne. Der Dinar entzieht sich ein Stück weit der gewohnten Terminologie. Geld wird im Islam weder angebetet, noch sonst wie überhöht und ist damit eine so rationale wie auch nüchterne Sache. Die Münzen sind nach islamischem Recht nur ein Gewicht und mit anderen Gütern wie „Reis“ vergleichbar. Im Gegensatz zu modernen Monopol-Währungen besteht auf dem islamischen Markt niemals ein Zwang, „nur“ den Dinar zu benutzen.
In Kelantan zeigt man sich von der Kritik weiter unbeeindruckt. Datuk Husam Musa, Vorsitzender des staatlichen Plaungskommitees für Finanzen und Wirtschaft, bleibt angesichts der anschwellenden Debatte betont gelassen: „Verschiedene Berichte, wonach der Dinar zum zweiten Zahlungsmittel Kelantans werden soll, sind inkorrekt und haben Verwirrung gestiftet. Ich kann nicht erkennen, warum diese Frage aufgeblasen wird, nachdem Kelantan den Gebrauch des Dinars eingeführt hatte. Es gibt den Dinar im Islam von Beginn an“, sagte er gegenüber Medienvertretern. „Warum” so frägt Husam Musa lächelnd „sollte das nun gerade heute in einem islamischen Land nicht mehr möglich sein?”.
Islamische Zeitung
Die Sensationen sind schnell erzählt: Inmitten der historischen Finanzkrise und der größten Papiergeldschwemme der Menschheitsgeschichte, besinnt sich das kleine Kelantan mit seinen knapp zwei Millionen Einwohnern auf eine alte, anti-inflationäre Tradition. Die Regierung hat eine Reihe unterschiedlicher Gewichte von Silber und Gold in Münzen prägen lassen. „Land des des Dinar und Dirham“ heißt es nun auf großen Tafeln zur Begrüßung der Gäste am Flughafen. Die Prägung hat nicht nur eine klare islamische Grundlage, die Münzen entfalten auch mehr als nur eine symbolische Wirkung und könnten ganz nebenbei in Asien ein finanzpolitisches Erdbeben auslösen.
Die Verantwortlichen selbst sehen im Dinar nicht nur eine Rückbindung an die islamischen Grundüberzeugungen der Ökonomie, sondern auch ein taugliches Mittel für die Gestaltung der ökonomischen Zukunft des Landes. Ihr Vorhaben ist populär, hat es doch das erkennbare Ziel, die eigene Bevölkerung in Zeiten der Finanzkrise besser zu schützen. Die Fakten für einen Einstieg in die Goldwirtschaft sprechen für sich, jeder der einen Dinar besitzt, kann es ja an der stetig positiven Wertentwicklung der letzten Jahre ablesen. Es ist insbesondere die absehbare Geldentwertung aller Papiergeldwährungen, die nun die Politik zu noch schnellerem Handeln drängt.
Schaut man genauer hin, wird man feststellen, dass die Finanzstrategie der Regierung weiß Gott nicht nur rückwärtsgewandte Romantik ist oder gar eine Art banale Flucht aus der Moderne. Die Strategie setzt vielmehr auf die zeitlose Wirksamkeit des originär islamischen Finanzmodells: freier Markt und freies Geld. Die Befreiung der Marktkräfte soll sich gegen Monopole und Zwangsgeld gleichermaßen richten. Die Umsetzung ist dabei so revolutionär wie einfach. Ab sofort können Staatsbedienstete, wenn sie denn wollen, ein Viertel ihres Lohnes in Gold und Silber, also in Dinar und Dirham, empfangen und auch ihre monatlichen Wasser und Stromrechnungen damit bezahlen.
Aber auch die Zakatplicht - Zakat kann bekanntlich nicht in Papiergeld bezahlt werden - birgt ein enormes Potenzial für die wiederbelebte DD-Ökonomie. Der erste Geschäftsmann hat bereits auf der offiziellen Vorstellung des „Kelantan-Dinars“ damit seine Zakat bezahlt. Man muss das diesbezügliche Potenzial nur grob überschlagen, um zu ahnen, was es heißt, wenn Millionen Muslime in Asien ihre Zakat künftig wieder mit Gold und Silber bezahlen werden.
Der wohl wichtigste Schauplatz für den Dinar ist aber, so der Finanzberater der Regierung, Umar Vadillo, schlicht der Marktplatz der Stadt. Ab sofort werden dort die Umrechnungskurse auf digitalen Tafeln öffentlich angezeigt. Die Begeisterung auf dem Markt der Hauptstadt ist riesig - beinahe 1.000 Shops haben bereits die Annahme des Dinars angekündigt. Es geht also in Kelantan nicht etwa nur um das Horten von Gold, sondern um die aktive Zirkulation. Die aktuelle Dinar-Ökonomie wirkt dabei mit technischen Hilfsmitteln wie Debit-Karten, SMS-Funktionen oder e-payment-Systemen nicht etwa rückwärtsgewandt, sondern absolut zeitgemäß.
In Malaysia hat so längst ein weiteres, spannendes Kapitel der „Währungsdebatte“ begonnen. Seit der ehemalige Premier des Landes, Dr. Mahathir, nach den aggressiven Währungsspekulationen der 90er Jahre, den „Gold Dinar“ forderte, ist in Kuala Lumpur das Thema „Gold“ fester Bestandteil der innenpolitischen Debatten. Mahathirs Plan war zunächst die Einführung des Gold-Dinars für den Außenhandel des Landes gewesen. Bereits diese geplante Maßnahme der Politik hatte aber die malaysische Nationalbank alarmiert; es folgte, bis heute, ein jahrelanger Machtkampf um die Einführung. Die Nationalbank fürchtete schon damals, dass schon die „theoretische” Einführung des Dinars auf Dauer die Nationalwährung aushebeln könnte.
Politik, Banken und Parteien mögen ihre Absichten haben, aber am Ende werden es wohl die Konsumenten selbst sein, die mit ihrer Marktmacht den Streit entscheiden werden. Viele Malayen sehen in der freien Wahl des Geldes ein entscheidendes Freiheitsrecht, genauso wichtig wie beispielsweise die Meinungsfreiheit. In zahlreichen Internetforen und Zeitungen wird bereits munter diskutiert und die verschiedenen Glaubensüberzeugungen zum Thema Dinar präsentiert. Der Tenor der Pro-Dinar Fraktion, natürlich in Anspielung auf die wachsende Inflation, ist dabei so basisdemokratisch wie entwaffnend einfach gehalten: „Behaltet ihr doch das Papiergeld, wir behalten unser Gold!”. Die Abstimmung über das Projekt Gold-Dinar wird nun de facto auf den Marktplätzen des Landes stattfinden.
Offiziell dreht sich die Kelantan-Debatte auch um die Frage, ob das Bundesland - so argumentiert zumindest die Nationalbank - seine rechtlichen Kompetenzen überschritten hat. Die Debatte ist allerdings juristisch durchaus anspruchsvoll. Kelantan hatte nie behauptet, dass der Dinar, ein „Legal Tender“, also etwa eine offizielle Währung Malaysias sei. Es handelt sich auch um kein staatliches Zwangsgeld, ist die Nutzung des Dinars doch grundsätzlich freiwillig. Im Gegensatz zum südafrikanischen Krügerrand muss man für den Kelantan Dinar in weiten Teilen der Welt auch Mehrwertsteuer bezahlen. Es ist aber wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein islamisches Land endlich den Dinar als Legal Tender akzeptiert.
Der schon im Qur’an erwähnte „Dinar“ ist aber schon wegen seiner eigenen Geschichte, die bis zu Beginn des Islam zurückreicht, keine bloße „Alternativwährung“ oder überhaupt eine „Währung“ im modernen Sinne. Der Dinar entzieht sich ein Stück weit der gewohnten Terminologie. Geld wird im Islam weder angebetet, noch sonst wie überhöht und ist damit eine so rationale wie auch nüchterne Sache. Die Münzen sind nach islamischem Recht nur ein Gewicht und mit anderen Gütern wie „Reis“ vergleichbar. Im Gegensatz zu modernen Monopol-Währungen besteht auf dem islamischen Markt niemals ein Zwang, „nur“ den Dinar zu benutzen.
In Kelantan zeigt man sich von der Kritik weiter unbeeindruckt. Datuk Husam Musa, Vorsitzender des staatlichen Plaungskommitees für Finanzen und Wirtschaft, bleibt angesichts der anschwellenden Debatte betont gelassen: „Verschiedene Berichte, wonach der Dinar zum zweiten Zahlungsmittel Kelantans werden soll, sind inkorrekt und haben Verwirrung gestiftet. Ich kann nicht erkennen, warum diese Frage aufgeblasen wird, nachdem Kelantan den Gebrauch des Dinars eingeführt hatte. Es gibt den Dinar im Islam von Beginn an“, sagte er gegenüber Medienvertretern. „Warum” so frägt Husam Musa lächelnd „sollte das nun gerade heute in einem islamischen Land nicht mehr möglich sein?”.
Islamische Zeitung