
Die Suche nach globalen Auswegen in der Armutsbekämpfung hat die Institutionen für so genannte „Mikrokredite“ seit Jahren zu einem Hoffnungsträger gemacht. Seit geraumer Zeit häuft sich aber die Kritik an dem Konzept.
Wir Muslime, wie alle Menschen, sehnen uns nach modernen Helden. Da kam es gelegen, dass Muhammad Yunus, der Begründer der so genannten „Mikrofinanz“ und seine Bank, die Grameen Bank, 2006 gemeinsam mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden.
Wir Muslime, wie alle Menschen, sehnen uns nach modernen Helden. Da kam es gelegen, dass Muhammad Yunus, der Begründer der so genannten „Mikrofinanz“ und seine Bank, die Grameen Bank, 2006 gemeinsam mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurden.
Insbesondere in Südasien, aber auch in vielen anderen armen Teilen der Welt, gilt dieses vermeintlich alternative Finanzwesen nach Ansicht des kritischen Journalisten Patrick Bond als „neues Evangelium“ mit Yunus als messianisch verklärter Gestalt.
Sein Modell für die Armen der Welt, hier vor allem Frauen, sieht die Versorgung mit so genannten „Mikrokrediten“ vor. Bei den Kleinstdarlehen handelt es sich um Kredite unterhalb einer Maximalgrenze, die von gemeinnützigen Einrichtungen und spezialisierten Banken vor allem auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe vergeben werden. Sie sind - neben anderen Finanzdienstleistungen - Teil der so genannten „Mikrofinanz“. Muhammad Yunus initiierte sein erstes Programm 1976 in Bangladesch. Daraus ging 1986 die Grameen Bank hervor. Die Finanzmittel für die Einrichtungen von Mikrokrediten stammen aus Einlagen lokaler Sparer, von gemeinnützigen Einrichtungen, Spenden oder werden von kommerziellen Banken gestellt. In die Kritik sind die hochgelobten Instrumente der Mikrofinanz seit Längerem geraten, weil sie im Vergleich - beispielsweise zu Geschäftsbanken in Deutschland - teilweise exorbitante Zinsen verlangen.
Nun sieht sich eine der Heilsgestalten der globalen Entwicklungsbewegung mit schweren Vorwürfen unterschiedlicher Seite konfrontiert. Laut Meldungen soll es Yunus mit der Verwendung von ausländischen Hilfsgeldern, die für die Finanzierung von Mikrokrediten vorgesehen waren, nicht so genau genommen haben. Bereits 1997 meldete Norwegens Botschafter in Bangladesch, Hans-Fredrik Lehne, dass die Grameen Bank 100 Millionen US-Dollar nutzte, um ein kommerzielles Tochterunternehmen zu gründen. 1998 habe man sich auf die Rückzahlung der Hilfsgelder an die Spender geeignet.
Wesentlich gravierender dürfte es für Yunus sein, dass Bangladeschs Staatschefin Sheikh Hasina Wajed nun gegen ihn mobil macht. Sie beschuldigte den Industriezweig der Mikrofinanz, der mittlerweile jährlich rund 65 Milliarden US-Dollar an mehr als 100 Millionen Menschen weltweit verleiht, dass sie den armen Leuten „das Blut aussaugt“. Der Finanzindustrie nahestehende Publikationen beeilten sich, kritischen Politikern in Südasien „populistische Motive“ zu unterstellen. Doch Hasina Wajed wurde nicht ohne Grund sehr deutlich: Kommerzielle Mikrokreditgeber in Südasien, wie die indische SKS Microfinance, beuten die auf die Darlehen hoffende Bevölkerung gnadenlos aus.
In seinem schockierenden Artikel „Selbstmord einer großen Idee“ berichtete „Zeit”-Autor Georg Blume von seinen Erfahrungen in Indien. Hier würden indische Frauen durch die mit Zinsen belegten Minidarlehen wegen ihrer teilweise Unmöglichkeit, die Kredite zurückzuzahlen, „zu Verzweiflungstaten“ getrieben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP sieht sich Yunus mittlerweile genötigt, die Firmen zu kritisieren, die sein ursprüngliches Konzept „missbrauchen“. Indiens größter kommerzieller Geber SKS Microfinance soll überschuldete Dorfbewohnerinnen im Bundesstaat Andhra-Pradesh in den Selbstmord getrieben haben. „Viele Leute missbrauchen das Konzept und benutzen es als Mittel zur Profiterzielung. In dieser Hinsicht ist die SKS ein vorrangiges Beispiel“, sagte Yunus vor Reportern.
Patrick Bond sieht in der Mikrofinanz keinen Hoffnungsweg, sondern den Ausdruck einer neoliberalen Grundstimmung, die Entwicklung von lokalen Wirtschaften aus den Händen der Staaten nahm und „gewinnorientierten Unternehmen“ unterordnete. Eines der frühen Erfolgsbeispiele, das Dorf Jobra, lebe immer noch in tiefster Armut. Als Antwort habe die Grameen Bank jegliche Forschung in dem Dorf unterbunden. Dies liege unter anderem darin, dass sich viele der geförderten Geschäftsmodelle den gleichen, kleinen Markt teilen müssten. Yunus sei, so Bond, entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ein extremer neoliberaler Ideologe.
In seiner Autobiografie habe der Banker analog zu den neoliberalen Wortführern den Rückzug des Staates aus allen öffentlichen Projekten mit Ausnahme des Rechtswesens, des Militärs und der Armee gefordert. Das „Wall Street Journal“ habe bereits 2001 festgestellt, dass ein Fünftel aller Kredite der Grameen Bank länger als ein Jahr überfällig seien. Anstatt solche Schulden abzuschreiben, tendiere Yunus dazu, die Schuldner weitere Zinsen durch neue Kredite anhäufen zu lassen.
Das von Yunus behauptete „Menschenrecht auf Kredit“ verkehre sich in sein Gegenteil, bei dem die Menschen nicht mehr in der Lage seien, sich gegen die Härten der neoliberalen Märkte zur Wehr zu setzen. Es sei unangemessen, die Schuld gegenüber einer Bank mit essenziellen Grundrechten wie politische Freiheiten, Ernährung, Bildung, Wasser usw. gleichzusetzen.
Islamische Zeitung
Sein Modell für die Armen der Welt, hier vor allem Frauen, sieht die Versorgung mit so genannten „Mikrokrediten“ vor. Bei den Kleinstdarlehen handelt es sich um Kredite unterhalb einer Maximalgrenze, die von gemeinnützigen Einrichtungen und spezialisierten Banken vor allem auf dem Gebiet der Entwicklungshilfe vergeben werden. Sie sind - neben anderen Finanzdienstleistungen - Teil der so genannten „Mikrofinanz“. Muhammad Yunus initiierte sein erstes Programm 1976 in Bangladesch. Daraus ging 1986 die Grameen Bank hervor. Die Finanzmittel für die Einrichtungen von Mikrokrediten stammen aus Einlagen lokaler Sparer, von gemeinnützigen Einrichtungen, Spenden oder werden von kommerziellen Banken gestellt. In die Kritik sind die hochgelobten Instrumente der Mikrofinanz seit Längerem geraten, weil sie im Vergleich - beispielsweise zu Geschäftsbanken in Deutschland - teilweise exorbitante Zinsen verlangen.
Nun sieht sich eine der Heilsgestalten der globalen Entwicklungsbewegung mit schweren Vorwürfen unterschiedlicher Seite konfrontiert. Laut Meldungen soll es Yunus mit der Verwendung von ausländischen Hilfsgeldern, die für die Finanzierung von Mikrokrediten vorgesehen waren, nicht so genau genommen haben. Bereits 1997 meldete Norwegens Botschafter in Bangladesch, Hans-Fredrik Lehne, dass die Grameen Bank 100 Millionen US-Dollar nutzte, um ein kommerzielles Tochterunternehmen zu gründen. 1998 habe man sich auf die Rückzahlung der Hilfsgelder an die Spender geeignet.
Wesentlich gravierender dürfte es für Yunus sein, dass Bangladeschs Staatschefin Sheikh Hasina Wajed nun gegen ihn mobil macht. Sie beschuldigte den Industriezweig der Mikrofinanz, der mittlerweile jährlich rund 65 Milliarden US-Dollar an mehr als 100 Millionen Menschen weltweit verleiht, dass sie den armen Leuten „das Blut aussaugt“. Der Finanzindustrie nahestehende Publikationen beeilten sich, kritischen Politikern in Südasien „populistische Motive“ zu unterstellen. Doch Hasina Wajed wurde nicht ohne Grund sehr deutlich: Kommerzielle Mikrokreditgeber in Südasien, wie die indische SKS Microfinance, beuten die auf die Darlehen hoffende Bevölkerung gnadenlos aus.
In seinem schockierenden Artikel „Selbstmord einer großen Idee“ berichtete „Zeit”-Autor Georg Blume von seinen Erfahrungen in Indien. Hier würden indische Frauen durch die mit Zinsen belegten Minidarlehen wegen ihrer teilweise Unmöglichkeit, die Kredite zurückzuzahlen, „zu Verzweiflungstaten“ getrieben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP sieht sich Yunus mittlerweile genötigt, die Firmen zu kritisieren, die sein ursprüngliches Konzept „missbrauchen“. Indiens größter kommerzieller Geber SKS Microfinance soll überschuldete Dorfbewohnerinnen im Bundesstaat Andhra-Pradesh in den Selbstmord getrieben haben. „Viele Leute missbrauchen das Konzept und benutzen es als Mittel zur Profiterzielung. In dieser Hinsicht ist die SKS ein vorrangiges Beispiel“, sagte Yunus vor Reportern.
Patrick Bond sieht in der Mikrofinanz keinen Hoffnungsweg, sondern den Ausdruck einer neoliberalen Grundstimmung, die Entwicklung von lokalen Wirtschaften aus den Händen der Staaten nahm und „gewinnorientierten Unternehmen“ unterordnete. Eines der frühen Erfolgsbeispiele, das Dorf Jobra, lebe immer noch in tiefster Armut. Als Antwort habe die Grameen Bank jegliche Forschung in dem Dorf unterbunden. Dies liege unter anderem darin, dass sich viele der geförderten Geschäftsmodelle den gleichen, kleinen Markt teilen müssten. Yunus sei, so Bond, entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ein extremer neoliberaler Ideologe.
In seiner Autobiografie habe der Banker analog zu den neoliberalen Wortführern den Rückzug des Staates aus allen öffentlichen Projekten mit Ausnahme des Rechtswesens, des Militärs und der Armee gefordert. Das „Wall Street Journal“ habe bereits 2001 festgestellt, dass ein Fünftel aller Kredite der Grameen Bank länger als ein Jahr überfällig seien. Anstatt solche Schulden abzuschreiben, tendiere Yunus dazu, die Schuldner weitere Zinsen durch neue Kredite anhäufen zu lassen.
Das von Yunus behauptete „Menschenrecht auf Kredit“ verkehre sich in sein Gegenteil, bei dem die Menschen nicht mehr in der Lage seien, sich gegen die Härten der neoliberalen Märkte zur Wehr zu setzen. Es sei unangemessen, die Schuld gegenüber einer Bank mit essenziellen Grundrechten wie politische Freiheiten, Ernährung, Bildung, Wasser usw. gleichzusetzen.
Islamische Zeitung